
Auswahl eines schützenden DNS-Dienstes (Protective DNS – PDNS)
Warum ein Protective DNS?
Das Domain Name System (DNS) ist ein zentrales Element moderner Netzwerke. Es übersetzt menschenlesbare Domains in IP-Adressen und ermöglicht damit grundlegende Internetfunktionen wie das Aufrufen von Webseiten oder Versenden von E-Mails. Ursprünglich wurde DNS jedoch nicht mit dem Ziel entwickelt, bösartige Aktivitäten abzuwehren. Genau hier setzt „Protective DNS“ (PDNS) an: Es handelt sich nicht um eine Protokollerweiterung, sondern um einen Sicherheitsdienst, der DNS-Anfragen analysiert und auf erkannte Bedrohungen reagiert.
DNS wird in fast allen Phasen von Cyberangriffen genutzt – von Phishing über Malware-Steuerung bis hin zu Datenexfiltration. Durch das Blockieren bekannter bösartiger Domains schützt PDNS sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen vor einer Vielzahl von Angriffen. Empfehlenswert daher explizit in Organisationen und Behörden.
Wie funktioniert PDNS?
Klassische Sicherheitslösungen wie DNSSEC, DoH oder DoT schützen die Integrität und Vertraulichkeit von DNS-Kommunikation, verhindern aber nicht, dass bösartige Domains aufgelöst werden. PDNS geht einen Schritt weiter: Es setzt auf sogenannte Policy-Resolver (oft mit RPZ – Response Policy Zones – umgesetzt), die DNS-Anfragen anhand von Bedrohungsinformationen bewerten und gezielt blockieren oder umleiten.
Einige PDNS-Dienste fügen zusätzliche Sicherheitsfunktionen hinzu, etwa DNSSEC-Validierung oder DoH/DoT-Unterstützung, auch wenn die zugrundeliegende Infrastruktur das noch nicht tut. Ein Nachteil: Verbindungen, die direkt per IP aufgebaut werden (ohne DNS), können nicht gefiltert werden – PDNS ist also kein vollständiger Ersatz für andere Sicherheitsmaßnahmen.
Einrichtung und Betrieb
PDNS kann oft sehr einfach eingerichtet werden – ein Wechsel des DNS-Resolvers reicht. Für erweiterte Funktionen (z. B. bei mobilen Geräten oder in hybriden Architekturen) bieten Anbieter auch Client-Software an.
Es ist essenziell, alternative DNS-Resolver zu blockieren (z. B. durch Firewalls), um Umgehungsversuche zu verhindern. Viele PDNS-Systeme unterstützen auch unterschiedliche Richtlinien für Nutzergruppen, Standorte oder Gerätetypen.
Erkennung und Kategorisierung von Bedrohungen
Ein Kernelement von PDNS ist die Fähigkeit, Domains anhand von Bedrohungsdaten zu kategorisieren. Typische Kategorien:
- Phishing-Domains: z. B. Typosquatting-Domains, die legitime Seiten imitieren.
- Malware-Distribution & Command-and-Control: z. B. Domains, die bösartige Inhalte oder Steuerbefehle bereitstellen.
- Domain Generation Algorithms (DGA): automatisch generierte Domains, wie sie von modernen Botnetzen genutzt werden.
- Inhaltsfilterung: z. B. Glücksspiel- oder Pornoseiten, die gegen Unternehmensrichtlinien verstoßen.
PDNS kann diese Domains blockieren, umleiten, mit einer Blockseite versehen oder “sinkholen” (um sie zu isolieren und zu analysieren).
Integration & Logging
PDNS lässt sich oft per Webinterface, API oder SIEM integrieren. Organisationen sollten mit einem erhöhten Verwaltungsaufwand für Warnmeldungen und Richtlinienmanagement rechnen.
DNS-Protokolle sollten gespeichert oder exportierbar sein, um forensische Analysen bei später entdeckten Bedrohungen zu ermöglichen.
Best Practices
- Nutzung eines PDNS-Dienstes: Organisationen sollten PDNS in eine mehrschichtige Sicherheitsstrategie integrieren. Für Unternehmen sind professionelle Dienste mit Logging, Berichten und Dashboards zu empfehlen.
- DNS-Härtung: Unautorisierte DNS-Abfragen (z. B. Port 53, DoH-Server) sollten blockiert werden.
- Flexible Richtlinien: Mobile Nutzer oder externe Geräte benötigen ggf. angepasste PDNS-Profile.
- Datenschutz beachten: Der gewählte Anbieter hat Einblick in DNS-Daten – Transparenz über Datenverwendung ist entscheidend.